1 Rauchen bei Konzerten

Corinna entschuldige bitte, aber jemand der eine Kellnerausbildung beginnt, weiß doch wohl, was auf ihn zukommt. Du hattest doch nicht ernsthaft mit einem rauchfreien Arbeitsplatz gerechnet?
Und ich kann nicht glauben, ok ich bin auf der anderen Seite der Mauer aufgewachsen und vielleicht ist mein Horizont in dieser Hinsicht dadurch etwas beschränkt, dass du eine Ausbildung in einem Beruf machst, der dir angesichts dessen was dich berufsbedingt erwartet, anwidern muß.

Auch ich mag es nicht, wenn man mir ins Essen qualmt. Aber wenn ich in eine Kneipe/Pub gehe, weiß ich was mich erwartet. Und die Restaurants die ich aufsuche sind so klimatisiert und/oder die Tische stehen weit genug auseinander, dass mich der Raucher am Nachbartisch nicht stört.

Wenn du keine giftigen Gase einatmen möchtest bleibt dir nur ein Leben mit Sauerstoffmaske oder die Atmung gänzlich einzustellen. Selbst die frische Luft ist nämlich voll davon. Abgase, sei es von Autos oder Industrie, kennen keine Grenzen und machen nicht mal vor Naturschutzgebieten halt.

Ich persönlich empfinde es übrigens als ausgesprochen eckelerregend von durch Alkoholkonusm Enthemmten angepöbelt zu werden, besoffene Kids die in Vorgärten kotzen und Leute, die sich alkoholisiert ans Steuer setzten, und damit nicht nur ihr, sondern das Leben vieler gefährden. Schlägereien in Kneipen entstehen in der Regel nicht durch Raucher, sonder durch Betrunkene. Und auch wenn Kinder von ihren Eltern halbtot gesprügelt werden, ist in der Regel nicht Nikotion sondern Alkohol der Grund. Du siehst, es gibt auch Gründe genug, diese Droge zu verbieten. Aber jetzt stell dir bitte mal einen Pub ohne Bier vor, zu einem vorzügliches Dinner im Restaurant gibts nur Limo oder Gänsewein. Wie gemütlich ist der Abend vor dem Kamin, ohne ein leckeres Tröpfchen guten Whiskys oder vorzüglichen Cognac. Die Hochzeitsfeier oder Sylvester ohne Sekt oder Schampus. Wer dir sowas noch anbietet, gehört angezeigt, ab in den Knast, alles Kriminelle.

Übrigens gilt in meiner Familie als ungeschriebenes Gesetz: bei Familienfeiern steht der Aschenbecher auf dem Balkon oder der Terrasse, den Nichtrauchern zuliebe.
Wenn ich mich in einem Nichtraucherhaushalt aufhalte, käme ich nicht auf die Idee mir eine Zigarette anzumachen. Aber wer mich besucht (Ausnahme s.o.) weiß, da der Aschenbecher nicht nur Deko ist.

Oh Lucarda, das sind alles Raucher-Argumente! Meines sind halt Nichtraucher-Argumente! Und die Autos fahren an mir vorbei auf offener Strasse wo sich die Abgase verziehen koennen. Vielleicht solltest du dir mal anzeigen lassen, welche giftigen Gase beim Rauchen freigesetzt werden und in welcher Konzentration die dann in Kneipen vertreten sind. Allein beim Gedanken wird mir schlecht. Vom Autofahren wurde auch noch keine Lunge verteert. Muss ja einen Grund haben gell?

Warum ich Kellnerin wurde? Nun, ich bin im Osten aufgewachsen. Ich wollte Abitur machen, und auf meinem Bewerbungszeugnis hatte ich alles Einser ausser in Sport. Ich bin damit durchgefallen an der Erweiterten Oberschule - diese Entscheiidung wurde aber erst gefaellt, als alle anderen ihre Berufe bereits gewaehlt hatten und die meisten Lehrstellen vergeben waren. Ich hatte noch die Wahl zwischen Melker und Kellner! Sicher waere die Luft im Stall besser gewesen als im Restaurant, da hast du recht, aber da ich auf einem Bauernhof aufgewachsen bin war eine Ausbildung in etwas, das mir keiner mehr beibringen musste, nicht so meine Vorstellung vom Leben!
Ich wollte auch nicht in diesem Beruf bleiben - aber am Ende meiner Ausbildung gab es mein Heimatland ploetzlich nicht mehr und wir Ossis mussten froh sein, ueberhaupt einen Job zu haben. Eine Umschulung kam aufgrund finanzieller Hintergruende auch nicht in Frage - die Schichten in meinem aktuellen Beruf waren so schlecht, dass Abendschule nicht moeglich war, und da meine Mutter arbeitslos wurde, konnten meine Eltern mich nicht mal so eben mit durchschleppen waehrend ich eine andere Ausbildung mache.

So, jetzt kennst du sogar meine Lebensgeschichte und weshalb ich nicht wirklich eine Wahl hatte. Mittlerweile kellnere ich ja auch nicht mehr, und an meinem derzeitigen Arbeitsplatz herrscht totales Rauchverbot - die Raucher muessen bei Wind und Wetter vor die Tuer. Und seither geht es mit meiner Gesundheit (bin ein Kopfschmerz- und Migraene-Typ, was durch Rauch immer verstaerkt wird) doch recht gut bergauf.

Uebrigens trinke ich auch ganz selten Alkohol (wenn dann wirklich nur zu einem vornehmen Essen ein Glas Wein) und hasse Alkoholiker auch! Die ekeln mich auch an, und wenn ich in Zukunft auch wieder oefter in Pubs gehen werde, so werde ich diese auch verlassen, wenn das mit den Saeufern ueberhand nimmt. Nur stoert es mich gesundheitlich recht wenig, wenn sich die 2 Bauarbeiter die im Pub neben mir stehen je 3 Bier reinziehen, solange sie sich dabei zivilisiert verhalten (das tut nur deren Leber weh, nicht aber meiner Lunge). Wenn sie sich pruegeln wuerden, gehe ich natuerlich, denn dann koennte ich ja auch eine abkriegen und das will ich nicht.

Allgemein kann man das aber nicht miteinander vergleichen. Der Raucher gefaehrdet in dem Moment, wo er eine anzuendet, die Gesundheit derer um ihn rum in gleichem Masse wie seine. Was der Trinker in sich reinkippt, gefaehrdet nicht MEINE Gesundheit.