1 Orwell schon da???

hallo Uwe,

wie recht du hast, ist echt unglaublich, wie konnten wir DAS nur überstehen??? <img src="{SMILIES_PATH}/icon_lol.gif" alt=":lol:" title="Lachen" />

@Uwe: Komisch...erst vor kurzem habe ich mich mit einigen Leuten unterhalten, wie das "damals" vor 20 oder 25 Jahren in unserer Jugend so war...


Die Läden schlossen Montag bis Freitag um 18 oder spätestens 18:30 Uhr und am Samstag um 12 oder (wenn der Inhaber besonders verwegen war) um 14 Uhr.

Der Friseur hatte am Montag immer geschlossen, egal wie dringend der Haarschnitt war.

Die Einführung des langen Donnerstages glich einer Revolution im Einzelhandel, plötzlich konnte man an einem Abend in der Woche noch einkaufen, selbst wenn alle anderen Tage um die Zeit schon alle Läden zappenduster waren.

Man ging noch separat zum Bäcker, dann zum Metzger, dann vielleicht noch in die Reinigung, in den Spielwarenladen, zum Friseur (und nicht zum stylischen Hairstylisten oder zur Haar-Moni) und nicht in das neueste Shopping-Center, wo man das alles unter einem Dach bekommt.

Irgendwo gab es immer einen kleinen Tante-Emma-Laden, in dem es von Lebens- bis Waschmitteln alles gab...und den neuesten Klatsch und Tratsch aus der Nachbarschaft gleich noch dazu.

Beim Metzger bekamen die Kleinen eine Scheibe Wurst geschenkt und bedankten sich auch noch dafür (manchmal mit sanftem Nachhelfen der Eltern, "Wie sagt man?").

Musik gab's auf unhandlichen und kratzempfindlichen großen runden Tonträgern, deren Abspielgeräte nicht zum Mitnehmen gedacht waren (vom Fehlen eines ausreichenden Verlängerungskabels für die Stromversorgung abgesehen).

Alternativ gab's auch Kassetten, die waren weniger kratzempfindlich (dafür aber stärkerem mechanischen Verschleiß unterworfen) und irgendwann erfand so ein Japaner ein Gerät, mit dem man die Musik sogar unterwegs hören konnte (und turbo-in war, wenn man sowas als einer der ersten an der Schule besaß).

In der Schule hatte man einen gewissen natürlichen Respekt vor den "Großen" (so ab der 11. Klasse aufwärst), man hielt ihnen die Türen auf und behandelte sie so, wie man es für die Situation, in der sie sich befanden (kurz vor'm Abi und im Lernstreß auf der Schwelle zum Berufs-/Studentenleben), für angemessen hielt.

Die Lehrer waren Autoritätspersonen und keine Schießbudenfiguren. Ihr Wort galt. Und wenn man sich im Unterricht daneben benahm, mußte man mit den Konsequenzen leben und konnte nicht auf den uneingeschränkten Beistand der Eltern und/oder jurisprudenter Verwandter/Bekannter zählen, um das eigene Unrecht recht zu machen.

Wir schrieben uns kleine Briefchen im Unterricht und schickten uns (mangels entsprechender Endgeräte) keine SMS.

Das neueste Handy konnte nicht dabei helfen, fehlende Ausstrahlung beim Erfolg beim jeweils anderen Geschlecht wettzumachen. If you lose, you lose...

Es gab drei bis fünf Fernsehprogramme (je nach Wohnort).

Der Cliffhanger am Ende einer Folge "Western von gestern" ließ uns atemlos auf die Fortsetzung in einer Woche warten...würde der gute Cowboy aus der aussichtslosen Situation entkommen können? Würde ihn Zorro retten?

Geburtstagsfeiern fanden zuhause und nicht bei McDo statt, es gab Kuchen und keine Hamburger.

Taschengeld gab es in jüngeren Jahren in Münzen und zwar in solchen von relativ geringem Wert.

Kaum ein Kind wurde verprügelt oder ausgegrenzt, weil es die falschen Schuhe/Hosen/Sportklamotten/...trug.

Die erste Zigarette mußte man in einer so finsteren, versteckten und unangenehmen Ecke rauchen, daß das Rauchen-Probieren und Erwachsen-Sein-Wollen schon deswegen kaum Spaß machte.

An Häuserwänden hingen kleine rote Automaten, aus denen man für 10 oder 20 Pfennig einen Kaugummi holen konnte. Und in anderen Automaten gab's für 50 Pfennig oder eine Mark das eine oder andere schöne (na ja) Spielzeug.

Auf dem Volksfest kostete der Luftgewehr-Schuß gerade mal 20 oder 30 Pfennig und man konnte ab einem gewissen Alter die Mädels beeindrucken, wenn man traf und ihnen dann die bezaubernde Plastikrose verehrte, die sie sich gewünscht hatten.

Beim Tanken lief die Abgabe-Anzeige mehr als einmal schneller als die Preisanzeige und das nicht wegen eines Einstellungsfehlers.

Jungs konnten (ohne dafür in ihrer "Gang" schief angesehen zu werden) mit Big-Jim-Puppen spielen und dank des ausgeklügelten Mechanismus im Inneren der Figur zusehen, wie sein Bizeps beeindruckend groß wurde.

Und und und...und trotz all' dieser Entbehrungen, die wir im Vergleich zur heutigen Jugend erleiden mußten, sind aus uns ganz ordentliche Menschen geworden.


So, und jetzt bin ich irgendwie deprimiert und fühle mich alt... <img src="{SMILIES_PATH}/icon_wink.gif" alt="" title="Winken" />

Uwe ich bekam vor 2 oder 3 Tagen auch eine Email mit einer Power Point Präsentation. Die gleiche Geschichte nur mit Smileys verziert. Fast die gleiche Geschichte. Und ich frage mich auch schon wie wir das überhaupt überlebt haben? Weil sehr viele Sachen hab ich auch noch miterlebt so wie es früher war. Wie wird es wohl in 50 Jahren hier auf der Welt aussehen?

Moin,

ich möchte jetzt nicht dramatisch werden, aber als ich diese Zeilen vorhin gelesen habe...wurde mir irgendwie ganz flau im Magen. Früher war vieles, viel schöner !

Ich vermisse schon soo lange Kinder die dreckig draussen spielen -dürfen-, die durch die Pfützen springen - dürfen -. Die richtig Kind sein - dürfen-.

Selbst habe ich keine Kinder, aber wenn ich welche hätte, die würden nicht sauber in die Wohnung kommen <img src="{SMILIES_PATH}/icon_wink.gif" alt="" title="Winken" />. Wie oft mussten die Eltern damals rufen, damit wir endlich nach Hause kommen. Man wollte noch weiter spielen und freute sich schon auf den nächsten Tag...Heute jedoch sieht man kaum Kids die mit Freunden draussen spielen. Zumindest hier net ...

Hmm.. ich werde jetzt nachdenklich... besser ich gehe jetzt <img src="{SMILIES_PATH}/icon_wink.gif" alt="" title="Winken" />

Nachdenkliche Grüße
Pedi

hmm, ich glaub irgendwas läuft hier falsch... schlecht oder alt oder flau fühlen sollte sich hier eigentlich keiner... <img src="{SMILIES_PATH}/icon_rolleyes.gif" alt=":roll:" title="Mit den Augen rollen" /> <img src="{SMILIES_PATH}/icon_rolleyes.gif" alt=":roll:" title="Mit den Augen rollen" /> <img src="{SMILIES_PATH}/icon_rolleyes.gif" alt=":roll:" title="Mit den Augen rollen" />

&amp;quot;Moin_w&amp;quot;:26u0y8p4 schrieb: Ich vermisse schon soo lange Kinder die dreckig draussen spielen -dürfen-, die durch die Pfützen springen - dürfen -. Die richtig Kind sein - dürfen-.

Selbst habe ich keine Kinder, aber wenn ich welche hätte, die würden nicht sauber in die Wohnung kommen . Wie oft mussten die Eltern damals rufen, damit wir endlich nach Hause kommen. Man wollte noch weiter spielen und freute sich schon auf den nächsten Tag...Heute jedoch sieht man kaum Kids die mit Freunden draussen spielen. Zumindest hier net ...
[/quote:26u0y8p4]

bei uns sieht's zum Glück anders aus, Sohni braucht mindestens 1 Jeans pro Tag <img src="{SMILIES_PATH}/icon_wink.gif" alt="" title="Winken" />

Zum Thema "Geburtstagsfeiern" fällt mir da auch grad was ein: bei mir gab´s nachmittags Kuchen und abends Würstchen mit Kartoffelsalat - dazwischen haben wir gespielt, was uns so einfiel. Gibt´s heute gar nicht mehr, da muss ja fast schon ein "event-manager" ran. Wenn ich mich so umgucke, was bei Bekannten an Kindergeburtstagen veranstaltet wird, das ist schon unglaublich. Da muss Programm her, und zwar den ganzen Tag: Mottoparties mit ausgeklügelten Spielen und Preisen und es muss ja auch Gewinner geben - kannten wir nicht, sowas. Beim Gummitwist hat keiner gewonnen.... der Kindergeburtstag von heute ist straff durchorganisiert und wehe es hat einer keine Lust, mitzumachen. Ich bin fast schon erleichtert, dass ich keine Kinder habe, mir fehlen für solche Aktionen einfach die Ideen - aber dafür soll´s dann ja Bücher geben.

Ich bin einfach draussen rumgelaufen, hab beim Nachbarn im Hof die Küken gefüttert und im Stall die Kühe bestaunt, bin in den Misthaufen gefallen und durfte manchmal mit auf dem Traktor fahren - das war dann ganz toll.
Der Nachbar lebt schon lange nicht mehr, Küken und Hühner gibt´s da auch nicht mehr und der Stall dient als Garage... Ich werde immer ein bisschen traurig, wenn ich das so sehe und mich erinnere, wie das früher war - ärmer, aber viel herzlicher und schöner.