1 Brexit - jetzt ist es scheinbar so weit

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7 Jahre 10 Monate her #156276 von Hannah
Hannah antwortete auf Brexit? Zumindest im TV!
@ skyelark: Vielen Dank dafür, dass du den Mut hattest, diesen Beitrag zu schreiben, da er nicht unbedingt "mainstream" ist und von vielen fälschlich als populistisch eingestuft würde. Ich hatte ihn nicht, bin mit dir aber zu 100% einer Meinung. Bereits nach wenigen Tagen zeigen sich Folgen bzw. keine dieser Entscheidung:

1. Die EU-Kommission ist so realitätsfern und lernunfähig, dass sie weitermacht wie vorher (siehe CETA, Glyphosat und Draghi, der für ein vermindertes Wachstum in der Eurozone prompt den Briten die Schuld in die Schuhe schiebt).
2. Unsere Kanzlerin übt sich wieder in Wendehalspolitik (heute so, morgen so)
3. Das Alten-Bashing in GB, das unsere Verteidigungsministerin problemlos übernommen hat (siehe Anne Will vom Sonntag) und dem Zusammenhalt in unserer Gesellschaft sicher förderlich ist. (Ironie aus!)

Allein die Bevölkerung scheint jetzt etwas genauer nach Brüssel zu schauen und dafür bin ich den Briten sehr, sehr dankbar!

Für mich ist Populismus bereits jetzt das Unwort des Jahres.

Lg Hannah
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7 Jahre 10 Monate her #156278 von July
July antwortete auf Brexit? Zumindest im TV!
Wenn die Bevölkerung wirklich genauer hingeschaut hätte und hauptsächlich aus diesem Grund für Leave gestimmt hätte.. wäre ich immer noch nicht "glücklich", aber ich könnte es vielleicht verstehen.

Nur ist es leider nicht so.

Ja, die (rechts-)Populisten haben ganze Arbeit geleistet.

Zu einem großen Teil mit Lügen, die sie in ersten Tagen nach dem Ergebnis direkt erstmal wieder zurückgenommen haben.
Die 350 Millionen Pfund (mehrfach als Lüge enttarnt), die pro Woche an die EU gehen und verschwendet werden??! Lasst sie uns lieber für die NHS hier bei uns ausgeben!! - Nigel Farage dann "Das habe ich nie versprochen".

Die Rhetorik von beiden Seiten war (und ist immer noch) teilweise echt unerträglich.

Am aller schlimmsten ist, dass grade keiner in Westminster irgendeinen Plan hat wie es weitergehen soll! Weder die Regierung, noch die Leave Leute.

Conservatives und Labour beide zu beschäftigt mit sich selbst. Vor einem möglichen Prime Minister Boris Johnson graut es mir jetzt schon.
Ganz zu schweigen von der ekelhaften UKIP und Nigel Farage.

Es wurde massiv Stimmung mit Einwanderung gemacht. Lasst uns die EU verlassen und wir können endlich wieder selbst bestimmen, wen wir ins Land lassen!!
Und dann aber "beste Freunde" mit der EU bleiben wollen, anscheinend Handelsverträge etc haben wollen, die in Norwegen und der Schweiz u.a. Freizügigkeit voraussetzen. Ja, es geht auch ohne Mitglied in der EU zu sein, aber zu welchem Preis? Die norwegische Premierministerin hat glaube ich ziemlich deutlich gesagt, was sie von dem "Deal" hält.

Ich bin zurzeit sehr froh in Schottland zu sein und nicht in England.

Es mögen Einzelfälle sein und vielleicht war es vorher schon genauso schlimm, nur hatte es nicht so viel Präsenz in den Social Media.
Aber es scheint dass rassistische/ausländerfeindliche Übergriffe zugenommen haben. "Wir haben euch rausgewählt, wann haut ihr endlich ab?"
Eine deutschen Frau, die seit 1973 in Großbritannien lebt, deren verstorbener, britischer Mann Hausarzt war, die völlig verzweifelt bei einem englischen Radiosender anruft, weil sie Angst hat aus dem Haus zu gehen. Bekommt jetzt Hundescheiße gegen die Fenster geworfen, ihre Nachbarn sagen ihr, dass sie sie nicht mehr in ihrer Straße wohnen haben wollen. Freunde wenden sich von ihr ab.
( www.lbc.co.uk/im-so-scared-now-german-wo...ames-in-tears-132971 )

Ich habe sicher keine Ahnung, wie genau die EU funktioniert und es läuft sicher vieles sehr falsch. Aber ich finde nicht, dass "abhauen" eine Lösung ist, und vor allem nicht so, wie das hier gerade läuft.

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7 Jahre 10 Monate her #156283 von Gordon´s mother
Gordon´s mother antwortete auf Brexit? Zumindest im TV!
Wenn ich das hier so alles lese, fühle ich mich wie durch einen Zeittunnel geworfen. Etwa 75-80 Jahre zurück.

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7 Jahre 10 Monate her - 7 Jahre 10 Monate her #156286 von OEdystopia
OEdystopia antwortete auf Brexit? Zumindest im TV!

July schrieb: Wenn die Bevölkerung wirklich genauer hingeschaut hätte und hauptsächlich aus diesem Grund für Leave gestimmt hätte.. wäre ich immer noch nicht "glücklich", aber ich könnte es vielleicht verstehen.

Nur ist es leider nicht so.

Ja, die (rechts-)Populisten haben ganze Arbeit geleistet.

Zu einem großen Teil mit Lügen, die sie in ersten Tagen nach dem Ergebnis direkt erstmal wieder zurückgenommen haben.
Die 350 Millionen Pfund (mehrfach als Lüge enttarnt), die pro Woche an die EU gehen und verschwendet werden??! Lasst sie uns lieber für die NHS hier bei uns ausgeben!! - Nigel Farage dann "Das habe ich nie versprochen".

Die Rhetorik von beiden Seiten war (und ist immer noch) teilweise echt unerträglich.

Am aller schlimmsten ist, dass grade keiner in Westminster irgendeinen Plan hat wie es weitergehen soll! Weder die Regierung, noch die Leave Leute.


Danke, July, für die Schilderungen aus nächster Nähe.

Die Tatsache, dass nun niemand irgendeinen Plan hat, schmerzt schon aus der Ferne betrachtet unglaublich.

Wenn ich das hier so alles lese, fühle ich mich wie durch einen Zeittunnel geworfen. Etwa 75-80 Jahre zurück.



Der Soziologe E. Durkheim (1858-1917) hat in seinem Fach einen Begriff geprägt: Anomie.

Mit dem Wort Anomie wird eine gesamtgesellschaftliche Situation beschrieben, in welcher herrschende Normen auf breiter Front ins Wanken geraten, bestehende Werte und Orientierungen an Verbindlichkeit verlieren, die Gruppenmoral eine starke Erschütterung erfährt und die soziale Kontrolle weitgehend unterminiert wird.



Quelle: lexikon.stangl.eu/1135/anomie

Wenn ich mir die momentane Situation in Großbritannien betrachte, frage ich mich, ob wir gerade am Beginn eines aktuellen und eindrücklichen Beispieles kollektiver Anomie stehen könnten. Der Grundlagentext, den ich gelesen habe, hat als Beispiel noch Bezug auf den von Gordon's mother angesprochenen Zeitraum genommen.

I caught a fleeting glimpse of life...

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Letzte Änderung: 7 Jahre 10 Monate her von OEdystopia.
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7 Jahre 10 Monate her #156292 von OEdystopia
OEdystopia antwortete auf Brexit? Zumindest im TV!
Boris Johnson ist nicht gewillt, den Posten des Premierministers zu übernehmen und hat seinen Verzicht auf eine Kandidatur im Rennen Camerons Nachfolge bekannt gegeben.

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7 Jahre 10 Monate her #156294 von Hannah
Hannah antwortete auf Brexit? Zumindest im TV!
@ july: Ich kann mich dir nur anschließen. Dieser Ausländerhass ist absolut verabscheuungswürdig und nicht zu tolerieren. Zu dem Zeitpunkt, als das Referendum beschlossen wurde, war nicht abzusehen, dass Faktoren, die nicht in der Verantwortung der britischen Regierung liegen, dieses wohl entscheidend beeinflussen würden.

Nur: Ähnliches geht in Deutschland und anderen Mitgliedsstaaten der EU ab. Da stellt sich automatisch die Frage nach dem Warum und warum in so vielen Ländern! Vlt. Zukunftsangst, Orientierungslosigkeit, Ohnmachtsgefühle? Und extreme Parteien (rechts und links) bieten da oftmals vermeintlich einfache Lösungen an, denen die Bevölkerung in zunehmendem Maße folgt. Es sei denn, die Ursachen werden bekämpft. Sieht man sich Deutschland mit seiner großen Koalition an, so stellt man fest, dass die parlamentarische Opposition nicht vorhanden ist und die regierenden Parteien eine transparente Politik und Debatten nicht zulassen. Zukunftsbeeinflussende Entscheidungen werden am Parlament vorbei im Alleingang getroffen und sind entweder alternativlos, unabwendbar, nicht anders zu fällen o.ä. Da kann ich mich an Zeiten erinnern, wo solche schwerwiegenden Entscheidungen erst nach intensiven Diskussionen zustande kamen. Warum findet kein Controlling in den Zentren der Macht (Politik und Wirtschaft) statt, während von Otto Normalbürger alle möglichen Daten gespeichert werden. Kann man da noch von einer Demokratie sprechen, wenn Kritiker als Populisten abgestempelt und in die rechte Ecke gedrängt werden mit dem Ziel, dass diese wohl mundtot gemacht werden sollen? Ist das nicht auch populistisch?

Zusätzliche Ängste schürt schließlich die EU mit vorgelebtem egoistischen Verhalten der einzelnen Länder, einer für mich undurchschaubaren Geldpolitik, die man durchaus als existenzbedrohend empfinden kann, und ebenfalls Entscheidungen in Hinterzimmern sprich Lobbyismus. Wo ist hier das Controlling?

Tatsächlich findet Opposition nur noch bei einigen NGOs statt wie campact und lobbycontrol.

Ich bin ein vehementer Verfechter der europäischen Idee, habe aber die Befürchtung, dass sie mit diesen Vertretern und der stümperhaften Verfassung gegen die Wand gefahren wird.

@ OEdystopia: Man lernt immer wieder etwas dazu. ;-) Ich hoffe, dass wir in Europa in Frieden weiterleben können, sehe aber momentan recht schwarz.

@ gordon's mother: Ich fühle mich angesprochen und verwahre mich dagegen, in die rechte Ecke gestellt zu werden (s.o.). Das System scheint allerdings zu funktionieren.
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