@gurkenscheibe
Na, da hast du es nicht leicht- sich darüber eine Meinung zu bilden läuft immer ein bisschen auf eine gefühlte Meinung hinaus, denn wirklich viele Infos zu diesem Thema gibt es nicht.
Ich kann dir also nur sagen, was ich darüber weiß.
Die Band als Ganzes hat sich bewusst kaum politisch engagiert- im Wesentlichen wohl, damit sie nicht von anderen instrumentalisiert werden. Die Bandmitglieder selber, insbesondere Donnie, Peter, Calum und Rory und auch Managerin Marlene, sind trotzdem sehr an Politik interessiert und standen/stehen, im politischen Spektrum auf Parteien bezogen, wohl alle eher Mitte/links. Donnie persönlich war und ist immer Anhänger der Labourpartei, diese sind eher links ausgerichtet, wollen aber kein unabhängiges Schottland. Peter hat sich dann immer mehr für die Nationalistische Partei engagiert- die wollen unbedingt ein unabhängiges Schottland.
Dazu sei gesagt, dass Schottland ungefähr 5 Mio. Einwohner hat. Die Regierung in London hat auch bereits einige Zugeständnisse gemacht- es gibt jetzt endlich ein eigenes schottisches Parlament (seit den 90 Jahren)- von den Machtbefugnissen vergleichbar vielleicht mit den Landesregierungen unserer Bundesländer.
Nach der Entdeckung der Erdölfelder in der Nordsee, auch vor Schottland, geht es dieser Region wirtschaftlich relativ gut.
Ich bin persönlich auch eher der Meinung, dass wir in einer Welt, die nur von Globalisierung spricht, nicht in die richtige Richtung denken, wenn man über die Initiierung eines Kleinststaates Schottland nachdenkt.
Donnie spricht gerne über seine Liebe zu Schottland, versäumt es aber nie zu erwähnen, dass es hier um die eigene Identität geht (Zukunft braucht Herkunft), aber niemals um die Abgrenzung zu anderen. (Dazu muß man manchmal das Messageboard der Runrig-Homepage lesen- da sind sehr viel Statements sehr nationalistisch geprägt.)
Ich habe auch das Buch „Going Home“ gelesen und dort hat der Autor Donnie’s Antrittsrede als Direktor der Universität Edinburgh in Teilen abgedruckt. Am Ende resümiert er darüber, wie sehr Donnie’s Perspektiven, seine moralischen Werte auch Teil von Runrig sind. Auch wenn er keine Lieder beigesteuert hat, war er doch immer eine tragende Säule des Produktes auch über den reinen Gesang hinaus.
Innerhalb der Band war er sehr mit Calum befreundet und er hat einmal eingeräumt, dass es auch Bandmitglieder gab, mit denen es nicht so gut lief.
Aber Rory und wohl auch Calum waren richtig sauer als er nach der ersten gescheiterten „General Election“ sich öffentlich politisch geäußert hat und auch konkret bei Labour mitgearbeitet hat. Sie haben ihn dann mehrfach gebeten damit aufzuhören, aber ohne Erfolg. Das war dann der Anfang vom Ende.
Darüber hinaus hat Donnie wohl immer schon neben der Band viele andere Interessen verfolgt- er wurde Direktor der Universität in Edinburgh- bekam dort die Ehrendoktorwürde verliehen. Nach einem abgeschlossenen Kunststudium träumte er wohl von eine Karriere in diesem Metier und er hat glaube ich zumindest in Schottland auch eigene Bilderausstellungen gehabt. In seiner Heimat- Gemeinde haben er und seine Frau, mit der er vier Kinder hat, sich sehr engagiert. Wohltätigkeitsorganisationen für Blinde und für jugendliche Drogensüchtige werden von Donnie unterstützt.
Im Institut für Gälisch in Schottland ist Donnie Leiter der Entwicklungsabteilung. Er hat zusammen mit anderen die Archivierung sämtlicher gälischer Lieder und die Veröffentlichung selbiger in Angriff genommen. Über dieses Institut ist ein Buch erschienen, erstmalig in gälisch und englisch ohne lediglich übersetzt zu werden. Auch hier war Donnie beteiligt.
Also im Wesentlichen war Donnie derjenige, der innerhalb der Band eine eigene Vision hatte von der internationalen Dimension ihrer Musik und wirklich Spaß daran hatte mit den Fans zu feiern. Zuweilen habe ich gelesen, dass es ihm um die internationale Karriere ging- aber ich glaube in diesen Kategorien hat keiner der Bandmitglieder je gedacht- darum ging es bei Runrig nie.
Musikalisch gab es wohl auch kleine Reibereien, aber konkret gibt’s dazu nix. Es hat eigentlich nie jemand wirklich was Negatives über den anderen öffentlich gesagt. Manch ein Fan kritisiert im Nachhinein seine Gesangsqualitäten, „pastorale Predigerattitüden“, eine klasse Wortschöpfung, aber wohl ein bisschen an der Sache vorbei- ich denke -er kann es und man muß es halt mögen.
Die Andeutungen, dass er zu dominant innerhalb der Band aufgetreten ist, besonders bei live Auftritten- erklären nur die halbe Wahrheit. Die Stimmung war halt am Boden, die Auftritte kamen nicht mehr so von Innen und aus dem Herzen und der Rückhalt fehlte..... Da denke ich persönlich, war es auch die richtige Entscheidung aufzuhören.
Und es zeigt einmal mehr, wie ehrlich die Band und Donnie in dem Fall, immer sind/waren.
Na, wenn ich da so an meine Kollegen denke, mit denen ich noch keine 25 Jahre zusammenarbeite, haben die Jungs es wohl noch ganz gut hinbekommen. Loyalität und Respekt zu zeigen nachdem man sich getrennt hat- zeichnet den Menschen aus und insofern war ich von Peter bezüglich seiner Äußerungen zu „Flower of Scotland“ zwar nicht überrascht, aber enttäuscht. Ich fand ihn immer etwas außen stehend, alle Aufnahmen die ich kenne, zeigen ihn ein bisschen muffelig. Selbst wenn es stimmt, dass Donnie früher über diesen Song abgelästert hat, ist es mächtig mies darüber öffentlich zu reden. Wenn man über Jahre so eng zusammenarbeitet, weiß man über den anderen weit mehr als jedem lieb ist- darüber zu reden.....ohweia, böse, böse!
Wenn man bedenkt wie die angefangen haben, was sich daraus entwickelt hat, wie sehr sich jeder entwickeln konnte- man denke an Malcolm oder Ian. Dann kann es kein schlechtes Team gewesen sein. Und Bruce kann man nicht für etwas verantwortlich machen, was vor seiner Zeit war. Man stelle sich vor, Donnie hätte wirklich auf dem 30sten Jahrestag gesungen, damit wäre diese ganze Diskussion noch wieder viel schlimmer losgegangen.
Also, wir können froh sein, dass Bruce gefunden wurde- wer weiß, ob er je mitgemacht hätte, wenn er die Bandgeschichte gekannt hätte. Wie wir uns alle vorstellen können- ist Bruce nicht auf Runrig angewiesen, aber man spürt auch wie gerne er dabei ist. Musikalisch hat es ihm bestimmt auch Inspiration gegeben.
Sicher ist er nicht so der intellektuelle Typ wie Donnie, aber menschlich ist er bestimmt genau so herzlich. An seinen eigenen Texten merkt man ja auch, wie sehr er reflektiert auf die Dinge die um ihn herum passieren und darauf kommt es ja schließlich an in diesem Metier. Wenn man den Mund auf macht, ist es gut, wenn man auch was zu sagen hat. Gesangstechnisch ist er nicht ganz so mein Fall, da musste ich mir richtig Mühe geben, mich darauf einzustellen und bei mir laufen die alten Sachen deutlich öfter, aber es wird ............
Also, irgendwie so habe ich mir meine Meinung gebildet. (Eine gefühlte Meinung- ganz bestimmt)
A Gaelic Voice with a Memphis smile
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