1 Torfklümpchen in Pflaumensauce

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11 Jahre 6 Monate her - 11 Jahre 6 Monate her #135829 von gaira
Torfklümpchen in Pflaumensauce wurde erstellt von gaira
Die Sache mit dem Herbst lässt sich ja auch positiv sehen :D . Bei Temperaturen, die gegen Abend deutlich in die Nähe von zehn Grad rutschen, schlägt dann endlich wieder die Stunde der Insel-Whiskys. Was – Freunde der anderen Destillen mögen uns Ignoranten schimpfen :-( – sich bei uns in der Regel auf den geschmacklichen Ausflug nach Skye und vor allem Islay beschränkt.

Einen Vorgeschmack gab es am letzten Wochenende in Rüsselsheim, wo in der Festung die vierte Whiskymesse stattgefunden hat. Diese kleine - aber feine -Veranstaltung im historischen Gewölbekeller der Rüsselsheimer Festung war eine richtige Überraschung :shock: . Handverlesene Aussteller, interessante Raritäten und Neuigkeiten und Tastings, bei denen auch mal neue Wege beschritten wurden. Klasse!

Wobei - so ganz neue Wege mochte das Publikum dann doch nicht gehen :? . Die Appenzeller Maltproduzenten mit ihrem Swiss Highlander konnten nicht so wirklich locken. Den Säntis Malt, inzwischen mehrfach mit durchaus vorzeigbaren Auszeichnungen dekoriert, wollte im Tasting zunächst niemand näher kennenlernen. Dafür haben wir uns dann bei Thomas Ide (The Whisky Chamber) aus Rheinfelden mit bald 50 Whiskyfreunden gestapelt.

Gelohnt hat es sich trotzdem, auch wenn die Geräuschkulisse leider manches verschluckte, was der Fachmann aus dem Nähkästchen plauderte. Wo die Ohren versagten, blieb für die Nase und vor allem den Gaumen aber noch reichlich zu tun. Drei wirklich großartige TWC-Drams standen zur Verkostung an, wie bei Ide üblich sämtlich Einzelfassabfüllungen in Fassstärke.

Der 20 Jahre alte Aultmore (53,8%) aus einem Ex-Bourbon Barrel machte den Anfang. Süße Vanillenoten mit einem Hauch Johannisbeerstrauch standen im Vordergrund, gefolgt von floralen Tönen. Köstlich süßes Malzbrot glaubte man dann auf der Zunge zu haben, mit Vanille dezent aromatisiert. Ein Brot & Butter Pudding der besseren Sorte, im Nachklang lange anhaltend und sehr rund, ohne störendes Holz. (Lecker, aber nicht unser Whisky ;-) .)

Das traf dann schon eher für den 21-jährigen Bunnahabhain (56,1%) zu, der aus einem Ex-Sherry-Fass kommt. Feine Sherrynoten, ein Hauch Schokolade, die sich nach ein paar Minuten im Glas entfaltet und dann auf der Zunge eine recht fruchtige Vorstellung geben. Bunnahabhains „alte Reifen“ hielten sich stark im Hintergrund, wenngleich sie unverkennbar vorhanden sind. Das typische Gummi harmoniert perfekt mit dem leicht öligen Sherryton und leitet über zu einem recht langen Nachklang, der gegen Ende erstaunlich trocken wird. Lecker!

Der Hammer war jedoch das “junge Islay-Teufelchen”, dessen wahrer Name mal wieder nicht genannt werden darf, weil diese Destille zu denen gehört, die sich zwar auch mal von einem Fass trennt, doch es gar nicht mag, dass ihr Name auf unabhängigen Abfüllungen steht :roll: . Nun ist ”buair an diabhail” (tempt the devil) sicher auch kein schechter Name. Der „junge Wilde“ mit seinen 57,9% ist angeblich kaum älter als fünf Jahre, was seine Komplexität umso erstaunlicher werden lässt. Ich persönlich finde ihn zum Niederknien :D !

Thomas Ide sprach bei dem Versuch, den Whisky zu beschreiben, von „Torfklümpchen in einer Vanille-Pflaumencreme“. Ja! – Viel Frucht im Torf, der mit der Zeit dem Phenol respektvoll Platz einräumt. Über die Zunge fließt dunkle Schokolade mit einer Prise Jod. „Islay-Fudge“ meinte ein anderer – „süß, torfig, mit leichter Kräuterkante." Lang und wärmend, halt ein typischer Islay, der geografisch zwischen Ardbeg und Laphroaig anzusiedeln ist… 8)

Übrigens Ardbeg… Den neuen „Galileo“ haben wir uns verkniffen. Vielleicht ergibt sich ja noch mal die Gelegenheit, wenn sich dieser typische Hype etwas gelegt hat, doch nachdem wir uns im letzten Jahr mit dem „Alligator“ schon leicht veräppelt vorkamen, wollten wir dieses Gefühl an einem an sich sehr schönen Wochenende nicht wieder haben. Keine Frage, dass Ardbeg klasse Whiskys produziert, aber dieser „Zwang“, in jedem Jahr mit irgendeinem tollen neuen Namen auf sich aufmerksam zu machen, ist doch etwas ermüdend. Ob es die Supernova war, der Alligator und jetzt eben vermutlich auch der Galileo – allesamt keine Whiskys, die man wegschütten müsste. Doch nach meinem Dafürhalten sind sie überbewertet und letztlich zu teuer. Ich habe lange Zeit von Ardbeg alles blind gekauft - diese Entwicklung hat mich inzwischen davon Abstand nehmen lassen.

Aber um noch einmal auf dieses nette Islay-Teufelchen zu kommen – eine Flasche haben wir uns sichern können. Und dazu einen zwölf Jahre alten Bowmore (57,6 %) aus einem Ex-Bourbon Barrel – der Herbst kann kommen!

Und was das Beste ist: Ende Oktober bei der Messe auf Zollverein ( www.obstbrand.eu/ ) kommt ein "Brüderchen" für den "buair an diabhail“ von Islay. Auf dieses Teufelchen Nr. 2 bin ich richtig gespannt :D .


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Letzte Änderung: 11 Jahre 6 Monate her von gaira.
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11 Jahre 6 Monate her #135831 von Manxie
Manxie antwortete auf Aw: Torfklümpchen in Pflaumensauce
Schluck......!!!! :D :D :D :D :D :D :D :D :D

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11 Jahre 6 Monate her #135834 von merisa
merisa antwortete auf Aw: Torfklümpchen in Pflaumensauce
Du screibst immer so toll, da fang ich direkt an zu sabbern. Freu mich auf Essen, da kann ich das Teufelchen ja probieren.
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11 Jahre 6 Monate her #135848 von gaira

merisa schrieb: "Du schreibst immer so toll, da fang ich direkt an zu sabbern..."


Danke für die Blumen :D ! Der Besuch in Essen wird bestimmt spannend!. Vielleicht lässt sich ja dort sogar ein kleines Scoteire-Ruhrgebiets-Treffen (oder von wo sonst immer noch jemand anreisen mag ) vereinbaren? Ein besseres Ambiente dürften wir wohl kaum finden ;-) !

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