1 Best of Islay

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13 Jahre 2 Monate her #127683 von gaira
Best of Islay wurde erstellt von gaira
Genau so habe ich mir das vorgestellt :roll: . Eine Stunde vor dem offiziellen Startschuss an Ort und Stelle und dann trotzdem nur einen Stehtisch! Bei geschätzten vier Stunden für das Islay-Tasting (meine Güte – wer braucht vier Stunden um sechs Drams zu probieren?), die der Gastgeber veranschlagt, tolle Aussichten. Mal so rein psychosomatisch melden sich da schon mal Füße und Rücken als Vorhut sämtlicher Beschwerden, die garantiert noch kommen werden. Und dann auch noch zum Auftakt die Black Bottle, ohne Altersangabe. Na toll :| ! Ein Tasting namens „Best of Islay“ (in „Deutschlands schönstem Whisky-Bahnhof“, im Charivari in Wattenscheid, 39,00 Euro pro Person, Imbiss inklusive) und dann kommt die Black Bottle. Und was das alles nicht besser macht: Der mir Angetraute weigert sich konsequent, meine extrem heftig aufkeimende schlechte Laune zur Kenntnis zu nehmen :evil: .

Okay, da hilft dann nur noch zusammenreißen. Und wenn ich ganz ehrlich bin: Die Black Bottle ist ja auch nicht das Schlechteste von Islay. Wie wir alle wissen, gibt es ja eigentlich überhaupt keine schlechten Whiskys, manche sind halt nur besser. Also genieße ich den Blended Scotch aus Islay Whisky und Grain. 40 Prozent, mit Farbstoff, kühlgefiltert – selbstverständlich trinkbar, aber als Opener bei einem Tasting, das den Anspruch erhebt, nicht die Standards bieten zu wollen :? ? Gaira, halte Dich zurück und höre, was Dein Gastgeber Dir zu sagen hat. An der Stelle nicht so ganz viel, denn was soll er zu dem Dram schon sagen? Während ich noch überlege, ob ich nicht vielleicht doch ein klitzekleines bisschen pampig werden soll, zieht Charivari-Wirt Manfred Ortmann mit seiner Black Bottle durch die Reihen der knapp 100 Tasting-Teilnehmer und gießt jedem, der mag, zum zweiten Male ein (kann man sich mit diesem Blend – 23,95 - bei 100 zahlenden Gästen ja auch leisten…). Als dann Runde drei ausgeteilt wird, ist es aber doch an der Zeit sich langsam zu wundern: Was wird das hier :-o ?

Wenn wir den Whiskyfreunden am Nebentisch (inzwischen sitzen wir auf Hockern an unserem Stehtisch und der Chef hat mir sogar noch einen Stuhl besorgt, damit meine etwas kurz geratenen Beinchen nicht so haltlos zappeln müssen, weil die Hockerproportionen nicht mit den meinen kompatibel sind :P ) glauben wollen: Ein toller Abend! Eine Einschätzung, der Whisky Nummer zwei zumindest nicht entgegenzustehen scheint: Laphroig Triple Wood (59,95, Literflasche). Wir haben einen wunderbar aromatischen Whisky im Glas, der in ehemaligen amerikanischen Bourbonfässern, Oloroso-Sherryfässern aus europäischer Eiche und in Quarter Casks gelagert wurde. Das Ergebnis ist honigsüßer Torf, viel Rauch und jede Menge blumige Frucht bei 48 Prozent. Non chillfiltered, wie sich das gehört, und so, wie ein Islay schmecken soll. Außerdem ist er offensichtlich ein echter „Spaßmacher“. Hatte ich eben nicht schon fast schlechte Laune ;-) ? Keine Ahnung, kann mich nicht erinnern. Und wieder gießt der Wirt Jedem, der mag, zum zweiten und dritten Mal ein. Mein lieber Herr Gesangsverein … Nein danke, ich will das Ende der Veranstaltung doch noch erleben :lol: .

Whisky Nummer drei ist ebenfalls eine Originalabfüllung und zwar keine schlechte: Bunnahabhain, 18 Jahre alt (79,95, 43 Prozent). Der feine Tropfen wurde ausgebaut in alten Sherry-, Bourbon- und mehrfach belegten Whisky-Fässern aus Eichenholz. Ich weiß, dass viele Islay-Freunde den Bunnahabhain nicht wirklich mögen, zu sanft, zu wenig Rauch… Zum Glück sind Geschmäcker verschieden! Ich mag ihn sehr, ganz besonders von unabhängigen Abfüllern, doch die OA geht auch immer. Honig, Nüsse, salziger Tang, Holznoten, etwas Ledersattel und feinster Karamell, süßes Obst und irgendwo auch exotisches Gewürz – einfach nur gut. Übrigens: da haben wir uns gerade an den großzügigen Wirt gewöhnt, da hören wir, dass es von diesem Whisky nur eine Portion gibt – Engpass bei der Lieferung.

Engpässe gibt es offensichtlich aber nicht in der Küche. Wer soll die enormen Brötchenberge essen :shock: ? Obwohl – 100 whiskytrinkende Menschen die hauen was weg! Einmal mehr den Daumen hoch für den Gastgeber. Wenn er Fehler haben sollte – Geiz zählt nicht dazu :D !

Mit Whisky Nummer vier wurde es endlich (für mich zumindest) richtig spannend: ein Bowmore 1994, 15 y., Sherry/Chateau Petrus, 50,1 Prozent abgefüllt von Murray McDavid (59,95). Murray McDavid bietet seine Whiskys ausschließlich ohne Farbstoffe und ohne Kältefiltrierung an. Gut so! 696 Flaschen hat dieses (wohl ziemlich große) refill Sherry Cask ergeben. Ihm verdankt der Bowmore eine unglaublich intensive orangegoldene Farbe. Der erste Kontakt mit der Zunge lässt spontan an Salzcracker denken, bevor süße Beeren, kandierte Früchte, Honig, Zimt und Nelken sich in den Vordergrund drängen. Dieser Whisky ist wirklich richtig süß! Aber ganz ohne Zweifel ein Bowmore mit seinem unverwechselbaren Rauch. (Hier kann ich nicht widerstehen, davon nehme ich auch ein zweites Glas ;-) !)

Ein weiterer Murray McDavid kommt als Whisky Nummer fünf: Caol Ila 1990, 18 y., Bourbon cask/Chateau Haut Brion, 53,6 Prozent (69,95) Hier an dieser Stelle hören wir erst einmal ganz Erstaunliches über den „Haut Brion“. In Spitzenjahren soll eine Flasche leicht 2000 Euro kosten, in schlechten Weinjahren geht sie angeblich unter 300 auch nicht weg. Na gut, das sind immer so Geschichten… Die wir natürlich lieben und wir können uns deshalb auch vorstellen, wie teuer das Fass war, in dem der Caol Ila gelagert worden ist. Aber was ist schon die Vorstellung im Vergleich mit dem, was wir dann wirklich im Glas haben. Flüssiges Kupfer funkelt uns an, in die Nase steigen Salz und Rauch und Frucht und Holz und Nüsse und Vanille… Wunderbar warm und süß fühlt er sich im Mund an, unendlich viel Frucht, etwas bittere Orange, auf jeden Fall Salz und dann dieser typische Rauch. Wobei – der Rauch ist eigentlich alles, was an einen Caol Ila erinnert. Ein absolut klasse Dram – wenn man weinfassgelagerte Whiskys mag. Mir schmeckt er sehr gut, trotzdem verzichte ich (schweren Herzens) auf Runde zwei und drei :-( . Es geht auf Mitternacht zu und der Weg nach Hause will noch mit Bus und Bahn bewältigt werden, was automatisch ein richtiges Räuschle unklug erscheinen lässt.

Den Abschluss bildet ein Port Charlotte An Turas Mor (OA, 46 Prozent, 39,95). Der Einfachheit halber seien die Tasting Notes von Jim McEwan zitiert: „Gilded Lily - gelbgolden mit einem leichten Stich ins Rote. Der Körper hat eine brilliante Cremigkeit in der Textur, die eine Gleichmäßigkeit der Aromen über den ganzen Gaumen erbringt und hilft, die Torffeuer-Wärme zu kühlen, welche alle Arten von Islay’s Celtic Passion hervorruft. Ein Spirit mit starkem Charakter und mit absoluter Ehrlichkeit. Nichts hinzugefügt, nichts genommen, was ihn zu einem einzigartigen Single Malt macht...“ Das Aroma ist unglaublich vielfältig: torfiger Rauch, Vanille, Pfeffer und Zitrone. Salz ist zu schmecken und malzige Süße. Ausgebaut in amerikanischer Eiche wurde der Port Charlotte, der ohne Altersangabe ist, weil „multi vintage bottling“. Was soll ich sagen? Lecker :D !

Inzwischen haben wir 0.30 Uhr und die Mehrzahl der Gäste zeigt sich allerbester Stimmung und in guter Verfassung. Vor dem Hintergrund von 16 ordentlichen Whiskys, die nicht wenige der Teilnehmer sich erlaubt haben – Respekt :shock: !

Um der Vollständigkeit Genüge zu tun – Bus und Bahn zeigen sich von ihrer besten Seite, wir kommen wohlbehalten nach Hause und überlegen jetzt, ob wir uns für das nächste Tasting (eine „Rundreise durch Schottland“) anmelden sollen, das kurz vor Ostern stattfindet.

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13 Jahre 2 Monate her #127692 von Lokfuehrer
Lokfuehrer antwortete auf Aw: Best of Islay
Danke für das teilen dieses anscheinend wunderbaren Erlebnisses .
Ich wäre beinahe ertrunken , so lief mir das Wasser im Mund zusammen .

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13 Jahre 2 Monate her #127707 von gaira
gaira antwortete auf Aw: Best of Islay
Na, so was teilt man doch gern ;-) Und was das Beste ist - eben mailt der "Dealer", dass wir von dem Bowmore tatsächlich eine Flasche haben können. Also sollten wir uns wirklich mal treffen, Lok, sprich' mich ruhig ungeniert auf den Bowmore an :D .

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13 Jahre 2 Monate her #127708 von merisa
merisa antwortete auf Aw: Best of Islay
Da wüsste ich noch jemand, der dich sicher gerne auf den Bowmore ansprechen würde :lol:

Dein Bericht war toll, irgendwie stand ich neben Euch und habe fast mitgetrunken...

Vielleicht ein anderes Mal....

Barbara

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13 Jahre 2 Monate her #127710 von gaira
gaira antwortete auf Aw: Best of Islay
Herzlich gerne :D ! Am Wochenende fahren auf unseren Tickets immer zwei Leute kostenlos mit durch's Revier ;-) ... Und das nächste Tasting kommt bestimmt!

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13 Jahre 2 Monate her #127718 von Lokfuehrer
Lokfuehrer antwortete auf Aw: Best of Islay

gaira schrieb: Na, so was teilt man doch gern ;-) Also sollten wir uns wirklich mal treffen, Lok, sprich' mich ruhig ungeniert auf den Bowmore an :D .


Mach ich doch glatt .

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