1 Hochwasser-Whisky

Liebe &quot;Maltis&quot; <img src="{SMILIES_PATH}/icon_wink.gif" alt="" title="Winken" /> hier im Forum.

Gerne würde ich euch was über unseren Hochwasser-Whisky erzählen, der so heißt, weil wir ihn als Dankeschön von einem Freund erhielten, dessen Keller just in dem Moment geflutet wurde, als wir praktisch schon mit den Karten in der Hand an der Tür standen, um nach Gelsenkirchen zu fahren, wo wir den Abend eigentlich mit angenehmeren Dingen – u.a. einer uns allen hier näher bekannten Band namens Runrig – verbringen wollten <img src="{SMILIES_PATH}/icon_sad.gif" alt="" title="Traurig" /> . Doch das ist eine ganz andere Geschichte…

Dieser ziemlich feuchte Abend hat uns nun nachträglich einen Whiskygenuss beschert, der wie der Anlass selbst sicher so schnell nicht zu vergessen ist. Schon die Flasche weckte höchst angenehme Erinnerungen <img src="{SMILIES_PATH}/icon_biggrin.gif" alt="" title="Sehr glücklich" /> (so eine hatten wir doch schon mal in der Hand… genau, erst im Juli beim Tasting im Rahmen der Hammer Highland Games… damals enthielt sie einen unglaublichen Bunnahabhain, der die Bezeichnung Sherrybombe wahrlich verdient hatte), was dazu führte, dass der Sinn meines Lebens knapp eine halbe Stunde nach Erhalt der noblen Gabe die Schamfrist für beendet erklärte und das Fläschchen hemmungslos knackte <img src="{SMILIES_PATH}/icon_redface.gif" alt=":oops:" title="Verlegen" /> .

Okay, das Runrig-Konzert wäre mir lieber gewesen, doch als Trostschluck kam der[color=#800000:3eraknwz] Ballindalloch (Sherry Butt, cask 5408, distelled 01/11/2000, bottled 04/2010, 59,2 %)[/color:3eraknwz] ausgesprochen gut! Die Flasche stammte aus der Reihe „Malts of Scotland“ des Paderborners Thomas Ewers. Der frühere Caskbroker überrascht seit 2009 mit Eigenabfüllungen die wachsende Fangemeinde.

Die Erfahrung hat mich ja gelehrt, die Tasting Notes anderer Maltfreunde eher mit Vorsicht zu genießen <img src="{SMILIES_PATH}/icon_eek.gif" alt=":shock:" title="Geschockt" /> . Die Geschmäcker sind nun mal verschieden und so habe ich (vor allem ganz zu Anfang, als ich mich für die Materie anfing zu begeistern) auch gelegentlich ordentlich Lehrgeld bezahlt. Nämlich meist dann, wenn ich einen Whisky gekauft habe, dessen Beschreibung „soooo lecker“ geklungen hatte <img src="{SMILIES_PATH}/icon_wink.gif" alt="" title="Winken" />. Man lernt zum Glück dazu. Auch, dass Whisky je nach Stimmung heute ganz anders schmecken kann als gestern oder morgen. Und außerdem gibt es ja auch die unglaublich hilfreiche Einrichtung der Tastings... Anyway – was ich eigentlich sagen will: Der Tastingnotiz von Charles MacLean, die unser Freund netterweise an die Flasche gehängt hat, würde ich nichts hinzufügen wollen. Außer vielleicht: das klingt nicht nur lecker, das ist auch lecker <img src="{SMILIES_PATH}/icon_exclaim.gif" alt=":!:" title="Ausrufezeichen" />

Der Einfachheit halber übernehme ich das gleich so (was hoffentlich okay ist, wenn ich es als Zitat gekennzeichnet habe?):

[i:3eraknwz]Charles MacLean schreibt also:
„Erscheinung: Tiefes Umbra; altes poliertes Mahagoni. Ex-Sherry Butt.
Nase: Mild – überraschend bei der Stärke. Ungebackener Fruchtstollen mit Johannisbeeren und glasierten Orangenschalen und dahinter eine schwache Note von Centherba-Likör. Mit Wasser kommt Leder, Sattelseife und Crème Brulee. Insgesamt trocken.
Geschmack: Auch unverdünnt angenehm trinkbar – reichhaltig und süß, dann trocken mit Tanninen. Mit Wasser verbessert sich die Konsistenz und die Tannine werden stärker: anfangs reichhaltig und süß, dann trocken. Langes Finish mit verbranntem Zucker.
Kommentar: Geht locker als fünf Jahre älter durch. Ein exzellentes Fass, dass sich auch einiges vom Brennerei-Charakter bewahrt hat.“[/i:3eraknwz]

Die Stelle mit dem Leder und der Sattelseife kann ich nicht bestätigen, weil ich Wasser in meinem Whisky bekanntlich hasse <img src="{SMILIES_PATH}/icon_lol.gif" alt=":lol:" title="Lachen" />. Ich hab’s also nicht ausprobiert (außerdem hatten wir zu Beginn der Geschichte schließlich schon genug Wasser!) Centherba-Likör ist mir noch nicht begegnet, angeblich ein italienischer Kräuterlikör.

Was mich jetzt noch beschäftigt, das ist die Destillerie, aus der dieser Whisky stammt. Gebrannt wurde er angeblich in einer berühmten Speyside-Destille, die im Ort Ballindalloch liegt und deren Name aber nicht genannt werden darf (meine Güte <img src="{SMILIES_PATH}/icon_rolleyes.gif" alt=":roll:" title="Mit den Augen rollen" />, wie bei Harry Potter…). Da in der Ecke gäbe es ja nun einige Möglichkeiten, wobei ich eigentlich auf Glenfarclas tippe. Die Destille wurde 1836 eben in Ballindalloch gegründet, während die anderen ja alle nur irgendwo in der Nähe liegen. Und die Sache mit dem Brennerei-Charakter käme doch auch hin, oder? Denn früher wurde bei Glenfarclas die Produktion ja ausschließlich in Sherryfässern gelagert. Aber das ist wirklich nur Spekulation.

Dafür kann ich mit dem Preis dienen <img src="{SMILIES_PATH}/icon_smile.gif" alt="" title="Smilie" /> . Unser Freund wird uns verzeihen, ich hab’s gegoogelt: rund 46 Euro und meiner Meinung nach jeden Cent wert. 622 Flaschen wurden abgefüllt und wir werden auf jeden Fall versuchen, zumindest noch eine davon zu ergattern <img src="{SMILIES_PATH}/icon_wink.gif" alt="" title="Winken" />.

Hallo gaira,

wieder mal eine treffliche Beschreibung Deinerseits. Es ist immer sehr erfreulich, Deine Erfahrungen hier nachlesen zu können. Mir läuft schon wieder das Wasser im Munde zusammen. Was Ich mir langsam mal eingestehen muß: Obwohl Ich als Islay Malt Fan vor allem dem Torf und dem Rauch verfallen bin, drängen die - und hierbei darf Ich Dich zitieren - [i:1smf18ml]Sherrybomben[/i:1smf18ml] bei mir mehr und mehr in den Vordergrund. Ich sag nur Dougie MacLean's Caledonia aus dem Hause Edradour...

Hoffentlich meldet sich bald auch mal einer meiner Freunde und benötigt meine Hilfe. Es muß ja nicht zwingend ein Hochwasser sein...

LG McHaggis