1 Schottland unabhängig? Wie denkt Ihr?

@Gedudelsack: Ich gebe dir in allen Punkten recht und bedauere das Abstimmungsergebnis sehr!

In der Tat: Es kann keiner in die Zukunft sehen, aber Schottland hätte einige wichtige Trümpfe gehabt: sei es das Öl oder aber international noch wichtiger seine Stellung als strategischer Militärstützpunkt in der Nordsee. Soweit mir bekannt ist, war folgender Deal geplant: NATO gegen Pfund. Allein schon aus diesen Gründen wäre Schottland eine internationale Anerkennung nicht verwehrt geblieben.
Ich selber war bis Montag in Schottland und habe in vielen Gesprächen den Eindruck gehabt, dass viele Leute gerne mit Ja stimmen würden, aber sehr eingeschüchtert waren. Man sieht: Die "Propagandamaschine" mit dem Mittel Angst, u.a. der BBC, die nur über Nachteile der Abspaltung berichteten, hat bestens funktioniert.

Im übrigen sind auch wir von den Folgen des Abstimmungsergebnisses betroffen: Als wohlwollende Geste an Cameron hat EU-Kommissionschef Juncker den Engländern in der EU-Kommission das Ressort Finanzen zugeteilt und wird besetzt mit Jonathan Hill, ein ehemaliger Lobbyist der Banken in der Londoner City. Auf seine Entscheidungen dürfen wir wohl sehr gespannt sein. Ob dies für uns Normalbürger, die wir alles hinnehmen, so angenehm wird, mag dahingestellt sein.

Hannah schrieb:
... Juncker den Engländern in der EU-Kommission das Ressort Finanzen zugeteilt und wird besetzt mit Jonathan Hill, ein ehemaliger Lobbyist der Banken in der Londoner City. Auf seine Entscheidungen dürfen wir wohl sehr gespannt sein. Ob dies für uns Normalbürger, die wir alles hinnehmen, so angenehm wird, mag dahingestellt sein.

Nun ja. Herr Junker hat auch grad einen spanischen Öl-Lobbyisten zum Energiekommissar gemacht :roll: Zur Bestechung, um die Katalanen an der Kandare zu halten?
Wie gesagt - 'gegen Brüssel' hab ich lieber Groß-Großbrittanien mit im Boot als nur Schottland :-]

Gut ich hätte eine Unabhängigkeit gut gefunden, trotz des hohen wirtschaftlichen Preises. Aber richtig geglaubt daran habe ich nicht.

Im Endeffekt gibt es aber nur einen Sieger aus dem ganzen Prozedere: Schottland.

Alleine das Muffensausen und betteln in den letzten Wochen von Cameron und Co war schon amüsant. So haben die Schotten nun zwar nicht ihre formale Unabhängigkeit, dafür aber viele Zugeständnisse der Zentralregierung. Mal sehen was davon gehalten wird.

In Großbritannien scheinen nun auch mehr und mehr föderale Strukturen einzuziehen.

Für uns bleibt aber alles beim Alten: Die Musik dudelt weiter, die Shortbreads knuspern im Ofen und der Whisky schaukelt in den Gläsern ... :scotland

Noch ein kleiner Nachtrag zum Referendum.




Servus
Michel

Hallo, habe eben gelesen, was ihr hier noch so geschrieben habt, und schreibe auch nochmals (erhöht ja auch wieder den Zähler ). Mir war das Abstimmungsergebnis egal, lebe da nicht und bin auch kein Brite. Abgesehen davon, dass ich es spannend gefunden hätte, Historisches selber mitzuerleben, hatte mich nur eines ziemlich genervt, diese Panikmacherei. Die gibt's leider seit einigen Jahren überall, denn damit kann wunderbar Geld verdient oder Macht erlangt oder erhalten werden. Man muss nur der Bevölkerung genug Angst machen, dann geht alles! Und ich hatte den Eindruck (und Hannah hat den verstärkt), dass das hier leider genauso war. Ob es letztlich wirtschaftlich sinnvoll gewesen wäre, weiß ich nicht. Aber ich hätte mir eine objektive Auseinandersetzung darüber erhofft, die es, so weit ich das mitbekommen habe, nicht gab. Über einiges war ich allerdings verwundert, z. B. darüber, dass den Menschen dort anscheinend nichts zugetraut wird. Die haben ja nur Öl und Whisky, evtl. noch Schafe. Nein, die können ohne England nicht überleben! Oder darüber, dass England anscheinend riesige Angst hatte, diese Ölvorräte zu verlieren. Warum eigentlich? Die sind doch bald erschöpft, mit denen kann man doch (im wahrsten Sinne des Wortes) keinen Staat machen. Usw. usw.

Immerhin sehe ich auch die Tatsache, dass es einen Sieger gibt: die Demokratie. Endlich mal wieder eine Wahlbeteiligung von über 80%!!! Ich sehe allerdings noch weitere Sieger, z. B. die britische Regierung oder den Londoner Finanzplatz, dem der Image-Schaden einer Abspaltung erspart geblieben ist. Und vielleicht kann die englische, Nicht-Londoner Bevölkerung auch dazu gezählt werden, denn ohne den Gegenpol in Edinburgh wäre das Gefälle zwischen London und dem Rest von England vermutlich noch größer geworden. Bin allerdings gespannt, ob Schottland zu den Gewinnern zählt, denn gibt es Zugeständnisse, wenn das Parlament nicht zustimmt? Aber das sind nur kleinere Risiken, genau wie der mögliche EU-Austritt. Wir werden erst in der Zukunft erfahren, was passiert. Im Moment weiß ich nur eines: Sollte eine Abstimmung tatsächlich mit oder trotz schottischer Stimmen einen Austritt aus der EU bringen, dann will ich kein Gejammer aus Schottland hören, zumindest nicht von 54% der Leute.

Und ich will noch widersprechen: Shorty, ich bin gar nicht so risikofreudig. Allerdings traue ich mich, wenn ich gerade mal hier vorbeischaue und Zeit und Lust habe (was ja eher selten der Fall ist), meine Meinung kundzutun. Und lasse sogar andere gelten. Ich hoffe also, skyelark, dass es nicht zu viel Mut erforderte, sich hier als Gegner der Abspaltung zu outen. Und Michel, die Karikatur kannte ich noch gar nicht, die ist gut!!

Gedudelsack schrieb: ... wenn ich gerade mal hier vorbeischaue und Zeit und Lust habe (was ja eher selten der Fall ist) ...

:shock:

Kein Wunder, dass du mit deinen Beiträgen nicht aus den Puschen kommst ...