- Beiträge: 1482
1 Reviews: Celtic Xmas Tour 2015 DK
- stefan*und*astrid
- Autor
- Offline
- Binn Chaorach (1010 m IRL)
Unsere Konzertreise zu Bruce in Holbæk am 28.11.
Pure Entzugserscheinungen, die konsequente Weigerung von Bruce, in Deutschland aufzutreten, die Verfügbarkeit von Tickets ohne Sitzplatzreservierung sowie ein letzter Blick auf die Wochentage der Tourplanung hatten uns dazu gebracht, im Oktober zwei Tickets für das Konzert in Holbæk zu kaufen. Soweit so gut. 1152 km, einfache Fahrt. Was tut man nicht Alles.
Da uns die Strecke für eine Anreise am Konzerttag dann doch zu lang und vor Allem zu risikoreich erschien, hatten wir uns kurzerhand den Freitag und Montag freigenommen und die Anfahrt in zwei Etappen geplant. Freitag Mittag ging es also los. Etappenziel Magdeburg. Hotelauswahl: Nähe zu einer Whiskybar, ein breites Queen-Size Bett führten uns ins Intercity-Hotel mitsamt einem schönen Abend im „Coctailbar One“. Hit des Abends ein neunjähriger Bowmore von Murray McDavid. Absacker an der Hotelbar, Zimmer soweit sauber, aber etwas alt. Am Samstag dann Frühstück im Hotel und direkte Weiterfahrt nach Holbæk. Die Brücke über den Storebælt ist schon bei gutem Wetter ein echte Herausforderung für Menschen mit Höhenangst (später mehr), aber ein sehr imposantes Bauwerk. Kostet auch satte 235 Kronen Maut für ein Auto. Ungeplanter Schlag in die Reisekasse. Gegen 16:00 Ankunft in Holbæk, schnell ins Zimmer eingecheckt und ab zur Halle. Noch keiner da? Na dann nochmal schnell zum örtlichen McDonald, um bei der zu erwartenden Kälteperiode beim Warten vor der Halle nicht komplett zusammenzubrechen. Zweite Anfahrt zur Halle um 16:30. Immer noch keiner da. Vor der Eingangstür wird gerade der Tour-LKW entladen. Als erfahrene Konzertbesucher und auf der immerhin vierten Reise nach Dänemark waren wir auf die Warteperiode relativ gut vorbereitet: Dosenbier vor dem Konzert, Whisky (Macallan, 19 yo, Tomatin 15yo Sherry und ein Strathisla 12yo) für uns und gute Freunde aus dem Forum für nach dem Konzert (wie immer). Eher aus Langeweile steigen wir aus und schlendern zu der Halle. Einer der Roadies fragt uns, warum wir denn schon so früh(??) da wären. Wir erklären ihm, dass man bei fast 1200 km nicht so genau planen kann und wir deswegen jetzt schon da wären. Das hört auch eine der Hallen-Crew und bittet uns sofort in die Halle. Wir sollten uns doch erst mal aufwärmen und bei der der Gelegenheit gleich mal im Saal Platz nehmen, wo Bruce gerade mit seiner tw. neuen Truppe einen sehr ausführlichen Soundcheck macht. Auf unsere Frage, ob man das den dürfe, meinte sie nur lapidar: „selbstverständlich nicht, bar wir machen das jetzt einfach mal.“
Da sitzen wir also und trauen uns kaum zu atmen. Hoffentlich macht das Bruce jetzt nichts aus. Hoffentlich wirft er uns nicht raus. Aber er ist tiefenentspannt, schraubt an den Micro-Leveln, probt Sequenzen, probt ganze Lieder.
Andere Mitarbeiter der Crew werden auf uns aufmerksam: Ob wir denn schon öfter auf Konzerten waren. Wo wir denn her kämen. Als wir das nochmal erklären, lädt man uns erstmal zu einem Bier ein (Bar in der Halle). Der Soundcheck geht weiter. Bruce ist langsam zufrieden mit der Aussteuerung der Positionen. Hat aber noch ein Problem: „Hey You there“ – er zeigt auf uns „I want to know how the applause sounds up here. I want to see your hands in the air“. Ok, kann er haben, wir klatschen einen ganzen Song mit. Klingt in dem großen Saal ziemlich verloren, aber immerhin. Bruce ist zufrieden. Soundcheck beendet.
Für uns könnte es jetzt brenzlig werden, wir fürchten, jetzt doch noch mal raus zu müssen, aber weit gefehlt. Unser Einsatz hat die Frau am Merchandise-Stand beeindruckt. Sie bietet uns an, unsere Einkäufe doch gleich jetzt zu machen. Während wir noch einkaufen, kommt die Frau von der Hallen-Crew auf uns zu. Sie will auch noch mal mit uns sprechen, erklärt uns, dass die Crew zu 100% aus Freiwilligen bestehe, die ca alle zwei Wochen die Halle mit Leben füllen und ein Konzert ausrichten. Dabei erwähnt sie, dass ganz selbstverständlich jeder hier Kuchen mitbringe, um die Vorbereitung zu versüßen und dass noch welcher übrig sei. Wir müssen verschiedene Sorten probieren und – auch wenn es nur Reste waren – so schmeckte doch jeder für sich ganz ausgezeichnet. Wir denken dabei an die frierenden Fans vor der Halle. (schäm). Aber die Reise geht weiter: Es wäre auch noch Pizza da, allerdings müßten wir dazu in den ersten Stock, wo die Garderobe aufgebaut wird. Die Pizza ist leider schon fast kalt. Das schlechte Gewissen packt uns trotzdem immer mehr. Wir bieten an, beim Aufbau der Garderobe mitzuhelfen, Bügel aufhängen, Nummern dranklemmen. Aber nix. Wir sind Gäste und dürfen nicht. Herzlichkeit pur! Wenn wir das mal mit den Semiprofessionellen Möchtegern-Security-Snobs in deutschen Hallen vergleichen würden – Nein, das geht gar nicht. Da gibt es keinen Vergleich.
Inzwischen ist es 18:40. Wir gehen wieder runter in den Hauptflur. Inzwischen ist der Einlass aufgebaut. Die Dame vom Ticketscanner spricht uns an. Wir sollten doch bitte jetzt unsere Tickets scannen lassen. Wir bekommen unseren Stempel (UV-Tinte) und werden gebeten (wirklich), unsere Plätze zu reservieren. Nach Guter deutscher Sitte und in Ermangelung eines Handtuchs breiten wir unsere Jacken über zwei Stühle in der ersten Reihe aus. Sofort kommt die Kollegin (die von der Bar, die mit dem Freibier und dem Kuchen) und reserviert sich gleich mal den Stuhl neben uns. Die Dame vom Merchandising kommt noch dazu, legt ihre Jacke über einen Außenstuhl in der ersten Reihe.
Die Tore werden geöffnet. Ca 100 wartende Fans werden eingelassen. Leider kein bekanntes Gesicht dabei. Die Halle füllt sich bis 20:00 auf die erwartete Zahl (ca. 250) von Fans. Die Stühle sind in den hinteren Reihen nicht so dicht gestellt. So fällt es kaum auf, dass die Halle nicht wirklich ausverkauft ist.
Das merkt man aber Bruce nicht an als er um 20:00 auf die Bühne kommt. Er ist in bester Spiellaune, reißt Witze, kombiniert bekannte und neue Lieder aneinander. Der Höhepunkt: Daddys Beer. Ein Weihnachtslied a’la Bruce. Er erinnert sich darin an seine Kindheit, ein bestimmtes Weihnachten. Welche Geschenke er und seine Geschwister bekommen hätten, aber vor allem daran, dass sein Vater an diesem Tag total deprimiert im Bett liegen blieb, weil der böse böse Weihnachtsmann die dort üblichen Milch und Cookies verschmäht und stattdessen Papas ganzes Bier ausgetrunken hatte. Dazu seine unverwechselbare Mimik. Drei Strophen Lachkrämpfe.
Leider gibt es davon keine Aufnahmen, da wir die Kamera im Auto hatten liegen lassen. Falls jemand die Gelegenheit hat: dieses Lied muß her.
Daher gibt es nur einige wenige Fotos (mit dem Handy aufgenommen).
Bitte anmelden oder registrieren um das Bild zu sehen.
die erste Seite von Part II hat ein Crew Mitglied lieblos zerbröselt )
Fotos von Part II
Bitte anmelden oder registrieren um das Bild zu sehen.
Bitte anmelden oder registrieren um das Bild zu sehen.
Zu den Souvenirs zählen aber
- Eine signierte DVD (wir kennen jetzt die Frau vom Merchandising – Danke)
- Eine Setlist (es stand „Holbæk“ drauf, die war also nach dem Konzert für Bruce unbrauchbar)
- Eine ganz neue Sichtweise auf die Menschen in Dänemark
Ein Wort noch zu der Rückreise: Wir hatten ja schon berichtet, dass die Mautbrücke nicht für jeden geeignet ist. Das trifft selbstverständlich umso mehr zu, wenn es Bindfäden regnet und der Wind in Stärke 11 schräg von vorne kommt. Immerhin gabs „Wochenend-Rabatt“ – nur 175 Kronen. Vielleicht war es auch Wind-Rabatt.
Die Rückreise in Zahlen: 1152 Kilometer, 9,5 Stunden, 8 km Stau, gefühlt 1000 Liter Wasser von der Windschutzscheibe gewischt, auf der Nord-Oste-See-Kanal-Brücke bei Orkanböhen durch die Waschstrasse gefahren.
Fazit:
in Kneipen in den „neuen“ Bundesländern darf man immer noch rauchen
vor jeder Baustelle auf der A9 nördlich Frankenhöhe kommt immer ein Auffahrunfall (4 von 4)
dänische Lebensfreude und Gastfreundschaft: 5 von 5 Sternen
megageiles Bruce-Konzert mit Langzeit-Sehnsuchts-Faktor
neue Devotionalien für den heimischen Bruce-Schrein (scheiss Lateiner)
in diesem Sinne: Slainte mhath, oder: tusend tak
und zuletzt: Astrid kriegt noch ein hübsches Erinnerungsfoto vom Samstag. Aufgenommen an einer Baustelleneinfahrt auf der A7. Wir hoffen, es ist nicht schon wieder nur schwarz-weiss. Wär doch schade…
LG
Stefan & Astrid
Dieser Beitrag enthält Bilddateien.
Bitte anmelden (oder registrieren) um sie zu sehen.
Bitte Anmelden oder Kostenlos registrieren um der Konversation beizutreten.
- stefan*und*astrid
- Autor
- Offline
- Binn Chaorach (1010 m IRL)
- Beiträge: 1482
Bitte anmelden oder registrieren um das Bild zu sehen.
LG
Dieser Beitrag enthält einen Bildanhang.
Bitte anmelden (oder registrieren) um ihn zu sehen.
Bitte Anmelden oder Kostenlos registrieren um der Konversation beizutreten.
- IrishTinker
- Offline
- Elite Mitglied
- Beiträge: 105
Schön, dass es für euch so ein tolles Erlebnis war.
Der Song "Daddys Beer" ist allerdings nicht von Bruce, sondern von seinem Kumpel Dave Gunning.
HIER: Daddy's Beer
LG Maria
........es ist überhaupt nicht gut für die Fingerkuppen, beim Zwiebelschneiden mittels Hobel "Clash of the Ash" zu hören; neinneinnein, wirklich nicht!
Bitte Anmelden oder Kostenlos registrieren um der Konversation beizutreten.
- stavanger
- Offline
- Slieve Donard (850 m NIRL)
- Beiträge: 865
Bitte Anmelden oder Kostenlos registrieren um der Konversation beizutreten.
- elise
- Offline
- Corrán Tuathail (1038 m IRL)
- Beiträge: 1635
"Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiß ob sie wiederkommen ." Oskar Wilde
Bitte Anmelden oder Kostenlos registrieren um der Konversation beizutreten.
- OEdystopia
- Offline
- Hungry Hill (686 m IRL)
- Beiträge: 688
stefan*und*astrid schrieb: Wenn einer eine Reise tut.....
Unsere Konzertreise zu Bruce in Holbæk am 28.11.
(...)
Da sitzen wir also und trauen uns kaum zu atmen. Hoffentlich macht das Bruce jetzt nichts aus. Hoffentlich wirft er uns nicht raus. Aber er ist tiefenentspannt, schraubt an den Micro-Leveln, probt Sequenzen, probt ganze Lieder.
Andere Mitarbeiter der Crew werden auf uns aufmerksam: Ob wir denn schon öfter auf Konzerten waren. Wo wir denn her kämen. Als wir das nochmal erklären, lädt man uns erstmal zu einem Bier ein (Bar in der Halle). Der Soundcheck geht weiter. Bruce ist langsam zufrieden mit der Aussteuerung der Positionen. Hat aber noch ein Problem: „Hey You there“ – er zeigt auf uns „I want to know how the applause sounds up here. I want to see your hands in the air“. Ok, kann er haben, wir klatschen einen ganzen Song mit. Klingt in dem großen Saal ziemlich verloren, aber immerhin. Bruce ist zufrieden. Soundcheck beendet.
Mein Kopfkino zaubert mir gerade ein Lächeln ins Gesicht. Danke für den ausführlichen Bericht, ihr beiden.
I caught a fleeting glimpse of life...
Runrig: Hearts of Olden Glory
Bitte Anmelden oder Kostenlos registrieren um der Konversation beizutreten.